Le Mont
Mozart
Mozarts letztes Jahr
Werkeinführung "1791 – Mozarts letztes Jahr"
Das Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart ist untrennbar mit seinem frühen und plötzlichen Tod verbunden. Werk und Lebensende sind sagenumrankt, mysteriös und wahrscheinlich für immer ein Tummelfeld für Spekulationen. Denn die Faktenlage ist trotz nahezu unüberschaubarer Fülle, vermutlich willentlich, unvollständig, widersprüchlich und verklärt. So kann eine Annäherung nur unter der Fragestellung stattfinden: Wahrheit oder Täuschung, Original oder Fälschung? Ferner sollten beide Themen unseres Interesses in den Zusammenhang des letzten Lebensjahres eingebettet werden, ein Jahr dessen kreative Fülle und kompositorische Meisterschaft unseren Helden im Zenit seiner unglaublichen Entwicklung zeigt.
Wenn wir nur die Hauptwerke des letzten Jahres auflisten: ein Klavierkonzert, 2 Opern, ein Klarinettenkonzert, das Requiem und uns überdies der Expertenmeinung anschliessen, dass kein einziges Werk irgendwelche Ermüdungserscheinungen oder Mängel an originellen Einfällen, Neuerungen oder kreativen Steigerungen aufweist, dann wird das plötzliche Ende Mozarts unerklärlich, ausser der Annahme, er sei einem allgemeinen Erschöpfungszustand, einer plötzlichen und äusserst schweren Krankheit oder einer mutwilligen und bösartigen Einwirkung von aussen erlegen.
Bevor wir eine Darstellung des Aufbaus des Requiems und seiner Autoren der verschiedenen Teile vornehmen, sollten ein paar allgemeine Grundsätze geklärt werden:
• Trotz der verworrenen Geschichte des Werks ist es möglich, eine saubere Trennung der autographen Anteile Mozarts von den ergänzenden Beiträgen anderer vorzunehmen. Dafür gibt es erstens eindeutige Beweise der musikwissenschaftlichen Forschung, zweitens genügend Anhaltspunkte, die sich aus einer fundierten Analyse des Werks ergeben.
• Dennoch gilt der Grundsatz: solange keine weiteren Skizzen auftauchen, die musikalische Ideen Mozarts zum Sanctus, Benedictus und Agnus Dei aufzeigen, sind Süssmayrs Kompositionen historische Dokumente, die mehr Authentizität beanspruchen können als alle Neukompositionen.
• Eine wesentliche Eigenart der erhaltenen Originalquellen des Requiems besteht darin, dass Mozart zuerst und zum Teil überhaupt nur den Vokalsatz notiert und diesen damit bewusst zur Keimzelle des musikalischen Gedankenguts gemacht hat.
• Mozarts Requiem hat Vorbilder gehabt, die vom Komponisten bewusst übernommen oder eingearbeitet wurden.
Die letzte Seite des Requiem-Manuscripts