Gitarrist

Zerlegen wir analytisch die Parameter des Gesamtereignisses ‘Musik’ in möglichst viele Einzelteile*, stellen sich unweigerlich die Fragen:

• Wo beginnt das, was wir als ‘Musik’ wahrnehmen?
• Gibt es einen übergeordneten oder zentralen Bereich, der nie fehlen darf, wenn ein Ereignis als ‘Musik’ erkennbar sein soll?
• Lassen sich die einzelnen Parameter des Ereignisses ‘Musik’ überhaupt trennscharf voneinander abgrenzen?

Die Komposition geht von diesen Fragestellungen aus und verfolgt die Ränder, an denen ein Parameter ganz allmählich, aber unweigerlich in einen anderen übergeht. Das so entstehende neue Klangbild stellt sich als Wechsel der Klangfarbe oder deren Schattierungen dar.

So, wie ‘Zeit’ und ‘Raum’ als Gestaltungsfelder vorausgesetzt werden können/müssen, so ist der menschliche Atem die konstituierende Referenz der Musik, ohne für sich genommen selbst ein musikalisches Ereignis zu sein. Da auch der Puls, Herzschlag oder eben der Atem eine Frequenz aufweisen, die einen irgendwie gearteten Ton repräsentieren, sind also schon in der Keimzelle dessen, aus dem wir Musik entwickeln, die meisten Elemente enthalten. Die Komposition widmet sich dem Verfahren, möglichst repräsentative Übergänge der einzelne Parameter zu gestalten und dabei eine organische Form zu finden, die alle Elemente zu einem Gesamtereignis verbindet, das in seinem Ausdruck die Prozedur seiner Entstehung aufhebt.

Die Komposition ist genau auf die Videosequenzen der Bildprojektionen von Nicole Schmölzer abgestimmt und als ‘zweite Version’ im offenen Raum ausgestrahlt. Angestrebt wird eine Kommunikation zwischen Bild, Farben, Bewegung, Raum, Zeit und Musik, aus deren Vermittlung ein neues Kunstwerk entsteht.

Saitenschwung - (Ausschnitte aus dem ca. 30minütigen Stück für Solo-Gitarre und Elektronik). Zur Komposition