Martinů

Werkeinführung zu 'Bohuslav Martinů: Sinfonien'

Als die 1. Sinfonie Martinůs zum allerersten Mal im Konzertsaal zu hören war, war dessen Komponist 52 Jahre alt und hörte sein Werk am 13.11.1942 in Boston, gespielt vom Boston Symphony Orchestra unter der Leitung von Serge Koussewitzky. Der Dirigent, einer der grossen Förderer Martinů, speziell in seiner Zeit in den USA, gab im Namen seiner ‚Music Foundation‘ Martinů den Auftrag, ein Orchesterwerk zu schreiben, dessen Form der Komponist selbst bestimmen sollte. Damit begann die Erfolgsgeschichte der 6 Sinfonien Martinůs, die alle in den USA entstanden sind und grösstenteils uraufgeführt wurden.

Martinůs Musik bewegt sich harmonisch, melodisch und rhythmisch im Rahmen der Tradition, wie sie vom 19. Jahrhundert an die Nachgeborenen überliefert wurde. Mit der Polytonalität, Polyrhythmik, der Einführung und Ausgestaltung von Zellen, Motiven und einer fast biologischen Fortspinnungstechnik hebt er die Grenzen der Tradition auf, ohne deren Boden jemals zu verlassen.

Wann immer Sie von Musikern oder Musikwissenschaftlern die stilistischen Einflüsse in Martinůs Musik aufgezählt finden, so werden Sie folgende Stichworte lesen:

• Französischer Impressionismus, vorab Debussy
• Tschechische Volksmusik
• Jazz
• Concerto grosso Corellis
• Madrigale von Thomas Morley

Das beleuchtet ein wenig die Hintergründe und Einflussbereiche seiner Musik, leistet aber wenig Erhellendes zur Aussagekraft und Einmaligkeit seiner Kompositionen. So, wie es wenig über ein kulinarisches Gericht aussagt, wenn es uns gelingt, die Zutaten herauszufinden oder –zuschmecken. Der einmalige Geschmackseindruck wird davon nicht erhellt. So möchte ich Ihnen nicht die Zutaten näherbringen, sondern die Art der Zubereitung. Ich möchte dem Koch über die Schulter schauen und versuchen aufzuzeigen, wie die Speise so schmackhaft zubereitet wurde.